140. Spieltag (30.01.2023)
Die Floßfahrt ging los. Von Enqui in den See „Brack“, In der Dunkelheit waren die Lichter der anderen Flöße gut zu sehen. Und es wurden immer mehr, je näher wir Parkauki kamen. Einer der Schmuggler hatte neben dem Staken noch andere, lüsterne Gedanken. Isha und Dolorita machten ihm sehr schnell klar, wo er für den Fall seines Übergriffs seine Genitalien wiederfinden werde. Das kühlte das Gemüt dann etwas herunter. Wir machten einen kurzen Halt in Parkauki. Es war Zeit die Reiseapotheke aufzufüllen. Ich hatte von der Perainegeweihten einiges an Pflanzenwissen mitgenommen. Als wir heftigst unsere Anwesenheit vor der Tür der Kräuterfrau zum Ausdruck brachten, öffnete die alte Dame die Tür. Sie hatte einen ordentlichen Kater, also nicht den tierischen. Jeder hier in Parkauki schien sich mit allen möglichen Substanzen die Birne volldröhnen zu müssen. Dolorita benötigte Ilmenblatt, Traiano wollte Kairan und Lotos. Ich selbst hatte es auf Wirselsalbe, Wirseltrank und Einbeerensaft abgesehen. Der Magier ging leer aus. Dem Rest konnte abgeholfen werden und wir ließen eine Summe um die vierzig Dukaten in den Händen der Kräuterfrau zurück.
Den Rest der Reise fuhren wir dann in den Morgen hinein. Ich versuchte etwas Frühstück zu fangen. Vor langer Zeit hatte mein Vater mir die Grundzüge des Angelns beigebracht (TaW 1). Und der alte Herr hatte Recht behalten. Ich zog einen kleinen Fisch auf das Floß. Für einen Esser sollte es reichen, hungrig durfte er aber nicht sein. Wir fuhren in den Svelt hinein. An einer Furt war die Reise zu Ende. Nach dem Entladen bezahlte Isha die restliche Schuld und der Schmuggler trat die Rückreise an. Wir schauten uns mal um. Auf der gegenüberliegenden Seite der Furt war ein Schild in die Erde gerammt. Darauf ein Pfeil mit einer Eidechse und einem Fisch. Die Perainegeweihte hatte natürlich auch über die aventurische Götterwelt berichtet. Deshalb wusste ich, dass die Eidechse zu Tsa gehörte. Aber der Fisch? Isha klärte mich auf, dass der für Efferd steht. Der Wassergott benutzt nicht nur den Dreizack als Symbol. So kurz vor dem Einbruch der Nacht, mussten wir noch einen geeigneten Lagerplatz suchen. Ein Schrein hatte gute Aussichten auf der Gewinnerseite zu landen. Wir folgten dem Pfeil und nach kurzer Zeit tauchte Feuerschein auf. Ich schlich mich nach vorne und bekam die Gruppe Bauern zuerst zu Gesicht. Nachdem ich dem Rest der Gruppe Bescheid gesagt hatte, näherten wir uns dem Lagerfeuer und wurden freundlich aufgenommen. Im Laufe des Abends konnten uns die Landfrauen und -männer mit ersten Informationen über die Gegend versorgen. Vor ein paar Wochen waren südlich von Neugrund zwei Gehöfte niedergebrannt. Auf dem Weg nach Neugrund lag noch die alte Ruine einer Burg. Es sollte auch einen Magier in Neugrund geben. Die beiden Geweihten hatten die Quelle geschlossen und würden sie erst am nächsten Morgen wieder öffnen. Da wir nach Arbeitstagen bezahlt wurden, hatten wir keine Eile.
Am nächsten Morgen gingen wir dann zur Höhle mit den heißen Quellen. Die Götter hatten den Platz gesegnet. In der großen Höhle waren mehrere Becken mit frischem, dampfendem Wasser. Unsere beiden Frauen nahmen ein großzügiges Bad. Traiano befragte die örtliche Priesterschaft. Und ich wollte mal meine Kenntnisse in der Pflanzenwelt nutzen. Die Geweihten hatten keine Probleme mit irgendwelchen Fremden. Nur die Ausbreitung des Tairach-Glaubens machte ihnen Sorgen. Gegen Mittag zogen wir dann weiter. Da die Ruine ein echte Wegmarke war, wollten wir sie nicht ununtersucht lassen. Das Bauwerk war im dritten Orkensturm zerstört worden. Musste eine schlimme Sache in dieser Gegend gewesen sein. Die Erinnerungen an das Ereignis hatten tiefe Traumas in der Bevölkerung hinterlassen. Die Ruine hatte keinen Keller. Auch waren alle brauchbaren Sachen schon längst verschleppt worden. Zumindest eignete sie sich noch als ein geschützter Schlafplatz.
Heute war Neugrund das Ziel. Auf dem Weg wollten wir die zwei abgebrannten Gehöfte untersuchen. Wir erhofften uns Erkenntnisse zum Verursacher des Feuers. Das erste Bauerngut war bis auf die Grundmauern Asche. Der Brand musste auf der Rückseite ausgebrochen sein und so hatten die Bewohner Zeit die Flucht zu ergreifen. Knochenreste fanden wir nicht. Selbst das kleine Kellerloch war nur mit verbrannten Zeug gefüllt. In der Nähe der Brandquelle lag kein Herd oder Kamin, somit konnten wir einen Unfall eigentlich ausschließen. Beim zweiten Gehöft hatte es auch den Viehstall erwischt. Hier war der Brandherd im Bereich der Eingangstüre. Wir fanden die Überreste eines Mannes, der unter einem Balken verbrannt war. Traiano warf mal einen Blick in den Limbus, vielleicht irrte der Geist des Toten noch herum. Den fand er nicht, aber ein Abbild des Zaubers, hatte seine Spuren hinterlassen. Hier hatte jemand mit BRENNE TOTER STOFF herumgespielt. Traiano konnte sogar den dämonischen Ursprung zu Agrimoth zurückverfolgen. Bevor wir den Ort verließen, bestatteten wir die menschlichen Überreste noch göttergefällig. Irgendwelche herumirrenden Untoten brauchten wir nicht auch noch. Gegen Abend trafen wir in Neugrund ein. Der Ort war von einer Palisade mit Wehrgang umgeben. Wir grüßten die Wachen und zeigten unser Empfehlungsschreiben vor. Die zwergische Hauptfrau Braxa beschied uns, dass der Bürgermeister jetzt keine Zeit für uns hätte, wir sollten die Nacht im Gasthaus verbringen. Vom örtlichen Magier, Praiodan Goterian, hatte sie keine gute Meinung. Kann aber auch daran liegen, dass irgendein Held Wortspiele zur Kleinwüchsigkeit von Zwergen in Korrelation zur Hausgröße anstellte. Statt die Atmosphäre etwas aufzulockern stapfte die Kriegerin grummelnd davon.
Im Gasthaus zum „kopflosen Schurken“ trafen wir auf einen betrunkenen Magier. Die weiße Robe und der Stab ließen daran keinen Zweifel. Zum einem Gespräch war er nicht bereit. Er verließ das Gasthaus. Zumindest sein Zunftsiegel zeigte, dass er in der Akademie in Gareth, „Schwert und Stab“, seine Ausbildung genossen hatte. Traiano folgte dem Trunkenen. Der Rest kam mit dem Wirt ins Gespräch, nachdem wir im Schlafsaal einen Platz gesichert hatten. Der Magier würde jeden Tag nüchtern wiederkommen und sich dann die Kante geben. Zwölfgötterglaube wurde nur in den heimischen vier Wänden gepflegt und wurde in der Öffentlichkeit nicht gern gesehen. Die hohe Besteuerung hatte alle Schreine in den Ruin getrieben. Mit dem Bürgermeister orkischer Herkunft war der Wirt sehr zufrieden. Der ehemalige Muskelmann hatte einen Streithammer an den Kopf bekommen und konnte nun seither Lesen und Rechnen. Mir tat sich da ein Vergleich mit der Knochenkeule des Schamanen auf. Vielleicht war der Hammer beseelt gewesen? Und von dem orkischen Muskelmann war nur noch dessen gesunden Körper übrig geblieben? Triano kam am Haus des weißen Zauberers an. Mit einem PENETRIZZEL beobachtete er wie der Magier sich in seinem Bett zur Ruhe legte. So weit so gut. Aber warum war unter dem Bett eine Falltür?
Den weiteren Geheimnissen in Neugrund werden wir am 09.02.2023 auf der Spur sein.