145. Spieltag
Zunächst wurde unsere Selbstbeherrschung auf die Probe gestellt, den anderen schien eine Vampirbegegnung keine Sorgen zu bereiten, mir jedoch schon. Ich fand keinen Schlaf und bemerkte bei Sonnenaufgang das Geläut einer Glocke. Tempel gab es hier nicht, also musste das ein Alarmsignal sein. Zeit den Rest aus den Federn zu schmeißen. Wir zogen uns an und folgten den Klängen bis auf den Marktplatz. Ein Frau mit zwei Kindern stand bei der Glocke und vor ihr lag ein blutüberstömter Leichnam. Ulferd war auf den östlichen Feldern, ca. ein halbe Meile von der Stadtmauer entfernt aufgefunden worden. Dolorita schaute sich den Körper an. Die Kehle war mit scharfen Klauen herausgerissen und der Körper war blutleer. Damit brauchte man kein Prophet sein, um die Ursache zu erraten. Die Hexe fand heraus, dass der Mann an seiner aufgerissenen Kehle gestorben war und nicht am Blutdurst des Saugers. Wir erzählten der Menge, dass wir in der vergangenen Nacht von einem Vampir besucht worden waren. Auf die Frage nach möglichen dunklen Verstecken (Keller, Grüfte, Ruinen, Höhle, etc) kamen erstaunliche Antworten. Allein der Wald wies eine unüberschaubare Anzahl an möglichen Verstecken auf. Interessant war, dass der Gastwirt von einem geheimen Weinkeller erzählte, der noch aus der Zeit von Neugrund stammte. Schließlich erschien auch der Bürgermeister, seine Orkbande (nein, das waren ja Wachen) und die Hauptfrau der Kaserne. Nachdem hier keine Ruhe eintrat, wurde die weitere Besprechung in das Haupthaus verlegt. Auf dem Weg erschien noch ein bekanntes Gesicht. Unser trunksüchtiger Magier kehrte von seiner Wanderschaft zurück. Er hatte sich die verbrannten Gehöfte angesehen und war zum selben Schluss gekommen wie auch wir. Die Feuer waren absichtlich und magisch gelegt worden. Mit der neuen Info bezüglich des Vampirs schloss er auf diesen oder einen anderen seiner Art als Verursacher.
Im Rathaus versammelten sich dann alle Verantwortlichen im Sitzungssaal. Der Bürgermeister wollte der Sache wohlgeplant mit all seiner bürokratischen Gründlichkeit nachgehen. Dagegen erhoben wir energisch Widerspruch, dieser Weg führte nur zu weiteren, unnötigen Opfern. Wir verteilten dann mal die Aufgaben. Die Wache musste um 40 Mann aufgestockt werden, damit verstärkte Nachtstreifen die Dunkelheit abdecken konnten. Was die Orks in der Zeit machten, war uns eigentlich egal. Die Dumpfbirnen standen herum wie Falschgeld. Irgendwelche sinnvollen Beiträge waren nicht zu erwarten. Die Handwerkerschaft (Schmiede, Schreiner, etc) sollte Göttersymbole mit Schwerpunkt auf Praios und Firun fertigen. Die Bevölkerung außerhalb der Stadt, musste in einem Zeltlager auf dem Marktplatz oder in Gästebetten untergebracht werden. Nach Enqui wurde eine Eilnachricht versandt. War von dort aus die schnellstmögliche Geweihtenhilfe zu erwarten. Dann löste sich die Versammlung auf.
Zeit mal mit seiner magischen Eminenz zu konferieren. Wahrheit gegen Wahrheit. Wir waren auf der Suche nach ihm in sein Heim eingedrungen und hatte dabei eine Luke unter seinem Bett entdeckt. Die Zeit für Versteckspiele war vorbei. Unser Magier war ein ehemaliges Mitglied der Pfeile des Lichts (Inquisition der weißen Magier). Er hat beschlossen dort auszutreten, da er die Handlungsweisen nicht mehr unterstützen konnte. Da das natürlich nicht so einfach ist, hatte er seinen Tod vorgetäuscht. Was aber unter der Luke war, blieb sein Geheimnis. Als nächster wurde der Leichnam mit allen göttlichen Ehren bestattet. Irgendwelche Untoten konnten wir nicht auch noch gebrauchen. Dann schauten wir uns den „geheimen“ Weinkeller des Gastwirts an. An den Wänden des kleinen Raumes befanden sich Wandregale mit steinalten (ca. 100 Jahre) Weinen. Um die Wände zu untersuchen, borgte ich mir einen Besenstil und klopfte jeden verdammten Ziegel nach Hohlräumen ab. Doloria setzte ihre Spinne als Sucher ein. Nach geraumer Zeit fand ich einen hohlen Ziegel. Dahinter befand sich eine Nische mit einem Beutelchen. Das zog ich dann mit dem Besenstiel heraus und öffnete es. Darin war ein Armreif aus schwarzem Metall. Als ich das Ding Dolorita zur Untersuchung übergeben wollte, fuhren Schmerzen durch meinen ganzen Körper und ich kippte krampfend und schäumend zu Boden. Wenigstens verwandelte ich mich nicht in ein Schaf. Isha hebelte mir den Reif aus der krampfenden Hand. Danach ging es wieder, aber ich brauchte erst mal eine Pause. Dolorita nutzte die Gelegenheit, um den Wirt zum „Opfer“ einer der besonderen Weine zu überreden. Der Wein war echt gut und die Flasche kreiste durch die Runde. Wenn die Flasche schon mal offen ist, wäre es doch schade, wenn man den Wein verkommen lässt. Der Weißmagier begutachtete die Zauberwirkung mit dem einfachen Wort „Höllenpein“. Was auch immer mir das sagen sollte. War ja offensichtlich, dass ich Schmerzen gehabt hatte. Etwas überrascht stellten wir fest, dass der Magier einen guten Schluck ablehnte. Er brauche einen wachen Geist, war die Antwort. Als Dolorita den Reif mit einem ODEM ARCANUM untersuchte, wurde sie kreidebleich. Vor lauter dämonischer Zauberenergie wurde der Naturzauberin schlecht. Außer dem Schmerzzauber waren noch drei andere Zauber vorhanden. Zur weiteren Untersuchung brauchte sie Ruhe und auf unserem Zimmer fand sie Zeit für einen ANALYS. Derweilen mussten Isha und ich erst mal wieder zu Kräften kommen. Die Hexe wusste anschließend, dass die vier Zauber aus den Bereichen Hellsicht, Illusion, Herrschaft und Schaden kommen. Nun, den Schadenszauber hatte ich schon genauer untersucht. Aber Hellsicht machte uns stutzig. Einen magischen Spion brauchten wir nicht. Deshalb packten wir den Reif in eine Eisenkiste, welche die Astralenergie dämpfen sollte und parkten das Ding wieder in seinem Keller.
Dann ging es zur Hexe in den Wald. Als wir ihr die Geschichte erzählten, gab sie zu, dass der Jägervampir sie vor drei Wochen besucht hatte. Da das Hexenhaus ein ähnliches Alter wie der Weinkeller aufwies, untersuchten wir mit Dispens der Zauberkundigen dieses. Sie gab selber zu bereits zwei Verstecke gefunden zu haben. Das eine enthielt einen Beutel Goldtaler, das andere eine Waffe. Bei der aktuellen Suche fanden wir nichts. Dolorita konnte die Hexe zum Umzug nach Neugrund überreden.
Am späten Nachmittag trafen wir dann in Firunsruh ein. Der Wirt der Taverne erzählte uns, dass er den Jägervampir auch kannte. Das Wesen kam also ganz schön herum. Als wir den steinalten Firungeweihten von dem Wesen erzählten, schnappte er sich Pfeil und Bogen und rief den Rest des Dorfes zusammen. Dolorita machte ihm noch klar, dass seine aktiven Tage wohl vorbei wären, aber das ließ der Geweihte nicht gelten. Für uns war seine Fähigkeiten zur Objektweihe entscheidend, dazu musste der alte Mann auch nicht durch die Gegend rennen. Damit hätten wir dann geweihte Geschosse. Die würden dem Blutsauger nicht schmecken. Praktisch war auch, dass man den Hersteller der Munition gleich dabei hatte. Das ganze Dorf mit seinen ca. 10 Familien siedelte für die Dauer der Gefahrenlage in die Stadt. Damit hatten wir dann einen Geweihten in der Stadt, einen Bannmagier, 20 wehrhafte Jäger, eine Hexe und uns.
Am 20.03.2023 gehen wir dann auf Vampirjagd.