124. Spieltag
Beginn Skaldenklänge
Wir traten also vor den Rondratempel und waren in Enqui angekommen oder besser gesagt gestrandet. Die Region der Nordlande nannte sich Brinasker Marschen und der Ort war mit seinen 4000 Seelen eine der wichtigsten Städte. Es waren zwar nur 600 Thorwaler in der Stadt, doch sie waren die herrschende Kraft hier. Hier durfte man mit seinen Waffen herumlaufen, ohne in Konflikt mit der Obrigkeit zu kommen. Ich erkundigte mich bei der Tempelwache nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Man nannte uns das Svelttor oder den Haifischzahn. Wir entschieden uns für Ersteres.
Auf dem Weg dorthin kamen wir am Perainetempel vorbei. Ein Schild verkündete, dass er geschlossen sei, bis die Oberen der Stadt zur Vernunft gekommen wären. Nachdem ich auf Peraine geschworen hatte, wollte ich mich mal näher mit der Göttin befassen, musste ich dann auf später verschieben. Wir quartierten uns im Svelttor ein. Fanaion hatte Probleme damit etwas Essbares zu besorgen, nachdem er alle Konservierungmethoden ablehnte. Er landete bei Rettich und war damit sichtlich unzufrieden. Der Rest ließ sich die Brotzeit und das Bier munden. Ich fragte einen Kaufmann über die Stadt aus. Vor den Toren hatte sich eine kleine Flüchtlingstadt angesammelt und der Hetmann weigerte sich standhaft diese Leute zu versorgen. Darüber lag er mit der Perainegeweihten im Streit. Dolorita und ich beschlossen den Abend bei Bad und Rüstungspflege zu verbringen. Ich wollte endlich den Schlamm der Reise und den Schmodder des untoten Hetmann aus den Schuppenritzen meiner Iryanrüstung kratzen. Ein bisschen Ruhe tat uns allen gut. Fanaion und Isleif beschlossen den Abend im Haifischzahn zu verbringen und so trafen wir uns erst am Frühstückstisch wieder. Wir teilten uns auf. Isleif wollte den Swafnirtempel besuchen. Fanaion mittels Angeln seine eigene Nahrung fangen. Ich zog mit Dolorita los.
Zunächst mal zur Ottaskin. Wir wurden tatsächlich zum Hetmann Ingald Ingibjarsson vorgelassen. Der Name bricht mir fast die Zunge. Ein gewöhnliches Rantzigfurten hätte es auch getan. Der Hetmann war der Ansicht, dass ein Mensch für sich selbst zu sorgen hat. Er hatte für eine Übergangszeit den Flüchtlingen Arbeit und Lohn zukommen lassen. Aber nun waren sie immer noch auf Unterstützung angewiesen. Das passte ihm nicht. Wobei ich mich fragte, wie man so als Flüchtling an einem solchen Ort seine Geschäfte aufbauen soll. Zumal man arm war. Jedenfalls versprach der Nordmann uns etwas Geld oder einen Griff in die Waffenkammer zukommen zu lassen, wenn wir das Problem mit der Perainegeweihte lösen sollten. Anschließend gingen wir in einen Krämerladen. Dolorita brauchte Kohlestifte und Papier. Außerdem bracht der nasskalte Herbst herein und es war an der Zeit sich mal mit wasserfester Kleidung zu versorgen.
[Fanaion saß am Hafen und angelte. Viel Verkehr war nicht. Nur Isleif lief wiederholt an ihm vorbei, auf dem Weg zum Swafnirtempel. Schließlich war das Angelglück ihm hold und er zog einen Rotkopf aus dem Wasser. Damit war das Abendessen gesichert, auch wenn die Schankmaid etwas seltsam reagierte, als der Firnelf den Fisch auch selbst zubereiten wollte.]
Wenn Frauen Sachen anprobieren, wird die Welt bald fade. Also sah ich mich im Laden um und warf mal einen Blick aus dem Fenster (Sinnesschärfe +). Diese rote Katze da auf dem gegenüberliegenden Dach – die war doch schon seit der Ottaskin hinter uns her. Wenn Tiere sich komisch verhalten, sollte man tunlichst eine Hexe um Rat fragen. Und das tat ich dann auch. Dolorita nahm das gelassen auf und sprach wiedermal Odem Arcanum. Magische Dolche kannte ich ja, aber Katzen? Die Hexe ging dann auf die Straße, woraufhin die Katze herunterkam und ihr um die Beine strich. Dann begann die Zauberkundige mit dem Tier zu reden. Wie gewohnt kam nur ein klägliches Maunzen. Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass die Katze „Hallo“ sagt? Das Tier trottete dann los und wollte wohl, dass wir ihm folgten. Bald verschwand das Tier mit einem Sprung durch ein offenes Fenster. Dolorita klopfte und ein Thorwaler im Rüstung öffnete. Ihr Gesichtsausdruck zeigte mir, dass sie damit nicht gerechnet hatte. Wir wurden eingelassen und landeten bei einer Frau, welche uns gleich Tee anbot. Nun, das Bild hatten wir auch schon in Belhanka. Kurz bevor der Hinterhalt uns fast in Stücke riss. Der Thorwaler blieb jedenfalls ruhig. War mir nicht unrecht. Ist ziemlich lästig, wenn man sich vor jedem Gespräch mit einer Hexe erstmal prügeln muss. Die beiden sahen sich zunächst intensiv in die Augen (Hexenblick). Wir hatten also Natascha gefunden. Diese hatte ziemlich Angst, von einer Thula gefunden zu werden. Die war sowas wie eine ganz böse Hexe. Natascha berichtete uns, dass entlang der Nordküste immer wieder ein Skalde auftauchte. Und wenn er dann zu singen anfing, wurde er wieder aus dem Haus geworfen. Es gab kein Bewegungsmuster, nur dass er jedes Mal an Orten auftauchte an denen die traviagefällige Gastfreundschaft gepflegt wurde. Da war jedenfalls Magie im Spiel und das konnte Thulas Blick auf sich ziehen. Dann verabschiedeten wir uns wieder.
Als wir wieder am Svelttor eintrafen, waren unsere Freunde auch versammelt. Isleif beschloss den Abend mit einer Gesangseinlage zu beendet. Nur hatten wir das Lied schonmal anders gehört. Die erste Strophe hatte sich verändert. Das gab der Skalde auch offen zu. Irgendwas hatte ihn veranlasst den Text zu ändern. Er lautete nun: „Alle Lande durchwandert, alle Städte gesehen. Olaport geehrt und Thorwal gegrüßt. Auf der Suche nach guten Seelen, die lauschen meinem Sang.“ Die Suche nach den guten Seelen brachte uns auf die Idee morgen nach der Perainegeweihten zu suchen.
Thimorn war eingetroffen und führte unseren Zug durch die Slums von Enqui an, wie es sich für einen standhaften Recken Rondras gehörte. Die Leute machten auch Platz, ob aus Respekt oder Angst, konnte ich nicht sagen. Reden wollte jedenfalls niemand mit uns. Ich hielt mal ein bisschen Abstand und bemerkte (Gassenwissen +) einen kleinen Jungen, der von unserem Rüstzeug angetan war. Nach einem kurzen Gespräch führte er uns zur Geweihten. Die versorgte gerade einen Patienten, der an blutigem Rotz litt. Dolorita gab Auskunft über die Krankheit. Die Hexe redete dann mit der Geweihten. Wie erwartet schalt sie den verantwortungslosen Hetmann, welcher sich nicht um „seine“ Flüchtlinge kümmerte, wie es die Pflicht eines Stadtoberen wäre. Dolorita (Heilkunde Krankheiten +) und Fanaion (Ruhe Körper – Ruhe Geist) halfen noch bei der Versorgung des Patienten, bevor wir weiterzogen. Thimorn voraus. Er ist ein Klasse Wellenbrecher.
Wir besprachen uns, wie man diese Liedstrophe noch interpretieren könnte. Und landeten am Abend im Haifischzahn. Wir mischen uns unter die Gäste und Isleif gab erneut seine Sangeskunst zum Besten. Da passierte es wieder! „Bewacht vom Kopf des Drakkar, unter Sternen und Mond, lagerten sie bei Gebrannten und Gebratenem. Es war eine friedliche Zeit“ - das war auch nicht die gewohnte erste Strophe. Der Rest des Abends verlief zunächst harmonisch und langsam leerte sich die Taverne. Da trat ein Nordmann in gepflegtem Äußerem und einer seltsamen Handharfe in den Raum. Isleif und Fanaion betrachteten das Instrument (Musizieren +) und erkannten, dass die Harfe hochelfischen Ursprungs war. Das Ding musste uralt sein. Wir forderten den Skalden, Thure war sein Name, auf an unserem Tisch zu treten und baten um etwas musikalische Unterhaltung. Kaum hatte der Mann seine Ode begonnen, geschah zweierlei. Mir wurde ganz schwummrig im Kopf und die Taverne versank in der Bedeutungslosigkeit. Etwas Ähnliches hatte ich beim untoten Hetmann auch erlebt. Die Wirkung brach plötzlich ab, als die letzten Gästen den Nordmann ziemlich rüde auf die Straße setzen. Zurück blieb die Harfe. Dolorita griff sie sich und sprach einen Odem. Ich hätte ihr auch so sagen können, dass das Instrument nicht normal ist. Wenn mir bei Isleifs Gesang die Sinne schwinden, liegt das meist am Konsum berauschender Mittel, in vulgo (ja ich kann Bosperano): Alkohol. Wir brachten dem Sänger seine Klampfe zurück und bekamen eine Einladung die Yandra-Saga bei seiner Ottajasko zu Ende zu hören. Wie war der Text? „Bewacht vom Kopf des Drakkar“. War damit der Bug eines Thorwalerschiffs gemeint?
Am 12.09.2022 gibt es eine zünftige Thorwaler-Party.