208. Spieltag (29.10.2024)
Nach einer ereignislosen Nacht und einem, wie gewohnt üppigen, Frühstück hörten sich Isha und Vero mal in Palmyrabad um. [Gassenwissen-Proben] Zum Ferkina-Prinzen war einiges Neues zu erfahren. Mit vollem Namen hieß er Zarid iban Sharkhan, Prinz von Djeristan. Er war hier im Namen seines Vaters, einem mächtigen Kriegsfürsten. Sein Ziel war es, die Abgaben seiner Sippe zu senken. Er ging im Palast ein und aus. Man sah ihn öfters mit der Sultana in den Gärten spazieren gehen. Der übrige Zeitvertreib blieb ein frivoles Geheimnis.
Nachdem Qamar wieder seinen privaten Kräuter- und Tränkehandel aufgemacht hatte, beschloss die Gruppe sich nun die Steuerbücher des Sultanats anzusehen. Da ein Termin vereinbart worden war, wurden sie von der Palastwache in Shubinais Büro geführt. Dort lagen die bestellten Werke, zur Einsichtnahme durch die Wesire, bereits auf einem großen Tisch. Von Steuerzahlen, Ausgaben und Verbuchungen auf verschiedene Titel und Kostenstellen hatten die Helden keine Ahnung. Die Kenntnisse in Hauswirtschaft ließen sie zwar die Geschäfte ihres Anwesens im Auge behalten, aber die Finanzen eines ganzen Landstrichs, stellten eine eigene Herausforderung dar. Was die feinen Sinne der Helden aber doch bemerkten, waren die Rasuren unter den Zahlen an einigen Stellen der Bücher. Dort war das Papier etwas rauer und die Tinte floss dadurch mehr auseinander. Da die Handschrift gleich blieb, bestand der Verdacht, dass Shubinai die Veränderungen selbst vorgenommen hatte. Verband man die rasierten Stellen in den diversen Büchern zu einem Muster, ergab das Ganze Sinn. Die Steuereinnahmen der Ferkinas wurden heruntergerechnet. Die Zahlen waren in sich schlüssig. Die gewonnene Summe mochte an die vermissten 100 000 Dinare heranreichen. Die Fälschungen zogen sich durch die Jahrzehnte bis an den Punkt, wo die Vorgängerin von Shubinai die Bücher geführt hatte. Die Ferkina-Stämme sollten also als Sündenbock herhalten. Als weitere Einnahmequelle wurden die Kosten für den Garten entdeckt. Die hier verbuchten Ausgaben deckten sich auf keinen Fall mit dem jetzigen Erscheinungsbild. Sicher, bei dem Spaziergang mit der Sultana, war die ein oder andere neue Sitzbank und exotische Pflanze aufgefallen. Aber nach den veranschlagen Summen, hätte ein Pavillon an jeder Ecke und die Trittsteine und Wege aus Marmor gefertigt sein müssen, Heere von Gärtnern und exotischen Pflanzen. Die Frau mit dem Fes gab an, dass sie schon ca. 10 Jahre für die Sultana arbeite, und das sehr sorgfältig, wohlbemerkt.
Beim Verlassen der Schreibstube passierten zweierlei Dinge. Zum einen kam die Tochter der Sultana RashpantanE (im Gegensatz zur Mutter: RashpantanA) den Gang entlang und betrat dann Shubinais Arbeitsbereich. Zum anderen brauchte die Spinne Doloritas Auslauf (in die Schreibstube) und die Hexe musste dringend mal den Abort aufsuchen. Dort konnte sie die Worte zwischen den beiden Frauen sinngemäß wahrnehmen. Es kam zum Streit und die Steuerbücher waren Thema. Die Tochter wollte wissen, was die Helden suchten. Shubinai beruhigte sie wieder, die Zwischenfragen der Helden hatten einwandfrei bewiesen, dass sie sich nicht in Staatsfinanzen auskannten. Die Herumblätterei in den Büchern sei eher unkontrolliert gewesen. Zum Schluss kam man zu dem Ergebnis, dass man sich vielleicht nicht mit jedem gebildeten Schönling auf ein Bettabenteuer einlassen muss. Unter gegenseitiger Beleidigungen gingen die Frauen auseinander.
Vor dem Abort kamen die wartenden Helden mit der Wache ins Gespräch, welche die Gruppe durch die verwinkelten Palastgänge begleitete. Herumirrende Fremde hätten eine unwillkommende Störung der Palastruhe bedeutet, auf die die Sultana äußersten Wert legte. Auch der Wachmann wusste, dass man die Sultana nicht nach Dingen der Staatskunst fragen brauchte. Das interessierte sie schlichtweg nicht. Shubinai war für die Zahlen, die Tochter für die Außenbesuche und das Militär verantwortlich. Ja, der Ferkina-Prinz besuchte die Sultana fast täglich. Diese erfreute sich immer an dem "süßen kleinen Kerl". Dolorita kam aus dem Abtritt und nahm unbemerkt ihre Spinne wieder auf. Dann verließen die Helden den Palast.
Man suchte sich den Madatempel als zuhörerfreien Ort heraus und beriet sich über das weitere Vorgehen. Als man wieder in der Karawanserei eintraf, sah man eine Frau die Treppe herunterkommen. [Sinnesschärfe +] Unter dem Kapuzenumhang und dem Gesichtstuch verbarg sich die Tochter der Sultana. Diese hatte die Helden erkannt und versuchte sich im Schatten der Bogengänge aus dem Staub zu machen. Leider hatte das Gebäude mit Innenhof nur einen Ausgang und so lief die Frau zwangsweise in die Gruppe hinein. Dolorita wirkte einen BANNBALADIN. Dabei stellte sie fest, dass eben jener Zauber bereits auf der Tochter lag. Der Zauber der Hexe war geringfügig stärker und brach so die gegnerische Verzauberung, allerdings blieb dann nur eine leichte eigene Verzauberung übrig. Zumindest ließ sich die Tochter von der entfernten Freundin bis zum Palast begleiten. Aber außer Smalltalk war nichts herauszufinden. Sobald das Thema auf Geld oder Qamar kam, verhinderte eine Blockade ein weiteres Gespräch.
Da es nur einen Magier in der Karawanserei gab, fiel der Verdacht, für die Verzauberungen verantwortlich zu sein, sofort auf ihn. Dolorita zog alle Register ihrer Verführungskunst und klopfte an der Tür des Magiers. Dieser konnte soviel Charme nicht widerstehen und ließ sich auf ein unplanmäßiges Abendessen mit der Hexe ein. Es begann eine fröhliche Plauderstunde über Pflanzen und ihre Heilwirkung. Qamar reiste durch die Gegend und bot seine Heilkünste jedem an, der dafür bezahlen konnte. Blieb die Kundschaft aus, zog er weiter. Er erzählte, dass er als vierter Sohn einer Familie von Reisbauern geboren worden war. Nachdem seine magische Begabung festgestellt worden war, wurde er von einem privaten Lehrmeister unterrichtet. Er war zugleich sein Leibdiener, denn die Familie konnte die Unterrichtskosten nicht decken. Der Name des Lehrmeisters war Rasulan, ehemaliger Lehrmeister an der Schule der Schmerzen zu Elburum. Bei jedem Fehlverhalten und auch aus sonstigen Gründen hätte sein Lehrer immer eine ungehorsame Schülerin erwähnt. Khelbara sei ihr Name gewesen. Es bestand nur noch ein loser Kontakt zu Rasulan, nachdem ihn sein Lehrmeister in die weite Welt entlassen hatte. Ein Gildensiegel war an den Händen nicht zu sehen.
Während Dolorita den Magier beschäftigte, machte sich Isha auf den Weg, sich mal das Zimmer anzusehen. Das Bett war nicht gemacht, ein Nachthemd hing über den einzigen Stuhl. Im Schrank fand man ein paar Kleidungsstücke, ein Säckchen mit 20 Dukaten und ein Bündel mit drei Beschwörungskerzen. Keinerlei Schriftstücke. Die vorhandenen Bücher beschäftigten sich mit Pflanzen- und Heilkunde. Das Säckchen mit dem Geld ließ die Phexgeweihte mitgehen und fand sein Versteck hinter einem kleinen Schrank, welcher auf dem Flur stand. Das Schloss zum Zimmer war dermaßen lächerlich, dass jeder durchschnittliche Dieb das Zimmer hätte betreten können.
Vero beobachtete die Szene und konnte feststellen, dass im Laufe des Abends Frenja, die thorwalische Gardesoldatin, den Innenhof der Karawanserei betrat. Sie erblickte Qamar mit Dolorita an einem Tische. Es war offensichtlich, dass das wohl so nicht abgesprochen war. Frenja suchte sich einen anderen Tisch mit Arbeitskollegen und setzte sich dazu.
Die Geschichte geht am 05.12.024 weiter.